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Gerald Knaus ist Karl-Carstens-Preisträger 2021

Wednesday, 3. November 2021

Gerald Knaus ist Karl-Carstens-Preisträger 2021 

Mann am Rednerpult vor einer Pressewand der BAKS
Mann am Rednerpult vor einer Pressewand der BAKS
BAKS/Adamzik

Der diesjährige Karl-Carstens-Preisträger Gerald Knaus ist Mitgründer und Vorsitzender des Think Tanks European Stability Initiative (ESI). Foto: BAKS/Adamzik

Der Karl-Carstens-Preis 2021 geht an den Soziologen und Migrationsforscher Gerald Knaus. Der in Berlin lebende Österreicher nahm den Preis am 28. Oktober im Historischen Saal der BAKS in Berlin persönlich entgegen. Bekannt ist der Gründungsdirektor der European Stability Initiative (ESI) insbesondere durch seine Vorschläge zum EU-Türkei-Migrationsabkommen. Die Laudatio hielt die frühere US-Außenministerin Madeleine Albright.

Screenshot einer Dame, die eine Videoansprache hält.
Screenshot einer Dame, die eine Videoansprache hält.
BAKS/Adamzik

Die ehemalige US-Außenministerin schätzt Gerald Knaus auch als guten Freund. Screenshot: BAKS/Adamzik

Bereits während ihrer Amtszeit hatte Madeleine Albright Gerald Knaus kennengelernt. In ihrer sehr persönlichen Laudatio per Video lobte sie: „Gerald Knaus‘ Arbeit zeichnet sich durch Beharrlichkeit und eine Fokussierung auf politische Lösungen aus. Die von Knaus gegründete European Stability Initiative setzt sich dafür ein, Demokratie zu verteidigen und Korruption und Lügen aufzudecken, die den Kern der Anziehungskraft von Autokraten bilden.“ Die Initiative habe die Mission, die Politik dabei zu unterstützen, auf Basis von Fakten, besser informierte Entscheidungen treffen zu können. „Mit qualitativ hochwertiger und langfristiger Forschung bietet Knaus ein nützliches Instrument für politische Entscheidungsträger. Nur wenige Forschungsinstitutionen haben einen solchen direkten Einfluss auf politische Entscheidungsträger.“

 

Die europäische Migrationspolitik mitgeprägt

Porträt von Ekkehard Brose
Porträt von Ekkehard Brose
BAKS/Adamzik

Botschafter Ekkehard Brose lobt, dass Ideen des Preisträgers in der Politik gehört und umgesetzt werden. BAKS/Adamzik

Botschafter Ekkehard Brose, Präsident der Bundesakademie für Sicherheitspolitik, würdigte das Engagement des Preisträgers: „Mit Gerald Knaus zeichnen wir einen Vordenker aus, der es versteht innovative Lösungswege für die Politik zu entwickeln.“ Er trete als überzeugter Europäer in besonders schwierigen Politikfeldern für „unsere Werteordnung und die Wahrung der Menschenrechte ein.“ Mit Vorschlägen zum Umgang mit Flucht und Migration habe Knaus „weit mehr geschaffen, als bloße Theorie: Er hat die europäische Migrationspolitik mitgeprägt.“

 

 

 

Er geht dorthin, wo es unangenehm ist, Konflikte entstehen

Porträt von Brigadegeneral a. D. Armin Staigis am Rednerpult vor einer Pressewand der BAKS
Porträt von Brigadegeneral a. D. Armin Staigis am Rednerpult vor einer Pressewand der BAKS
BAKS/Adamzik

Brigadegeneral a. D. Armin Staigis übergibt dem Preisträger die Auszeichnung. Foto: BAKS/Adamzik

Der Vorsitzende des Freundeskreises der Bundesakademie für Sicherheitspolitik Brigadegeneral a. D. Armin Staigis: „Er geht mit seinen Frauen und Männern dorthin, wo es unangenehm ist, wo Konflikte entstehen, wo Demokratiefeindlichkeit und Korruption vorherrschen – und macht dies alles zu seinen Themen.“ Staigis richtete sich direkt an den Preisträger mit den Worten: „Wir wollen Sie, lieber Herr Knaus, mit diesem Preis dazu ermutigen, weiterhin an Lösungen zu diesen schwierigen Politikfeldern zu arbeiten und dabei leidenschaftlich für das einzutreten, was wir westliche europäische Werteordnung nennen.“

 

 

Veranstaltung macht Mut zum Mut

Drei Männer bei einer Preisverleihung - Im Hintergrund stehen drei Fahnen.
Drei Männer bei einer Preisverleihung - Im Hintergrund stehen drei Fahnen.
BAKS/Adamzik

Preisträger Knaus (links) befasst sich auch künftig mit Flucht, Migration und Menschenrechten. Foto: BAKS/Adamzik

Preisträger Gerald Knaus stellte zunächst den Kontext zur Stadt und zum Raum der Preisvergabe her, in dem der Runde Tisch der friedlichen Revolution tagte. Eine Veranstaltung „in dieser Stadt, mit diesen Freunden, mit diesen Unterstützern und bei Ihnen in der Akademie macht Mut zum Mut.“ Berlin sei eine Stadt, die in ihrer eigenen Geschichte zeige, was möglich ist. Er betonte: „Das Unmögliche ist möglich, wenn wir an unseren Werten festhalten und darauf hinarbeiten. Ideen sind wichtig und spielen eine große Rolle. Politiker und Politikerinnen wie Madeleine Albright braucht es allerdings auch, die den Mut haben, diese Ideen umzusetzen.“

Der mit 5.000 € dotierte Karl-Carstens-Preis wird seit 1997 alle zwei Jahre vom Freundeskreis der Bundesakademie für Sicherheitspolitik e. V. vergeben. Namensgeber des Preises ist der frühere Bundespräsident Prof. Dr. Karl Carstens. Mit dem Preis werden Persönlichkeiten ausgezeichnet, die sich besonders um die Vermittlung sicherheitspolitischer Zusammenhänge im deutschsprachigen Raum und eines umfassenden Ansatzes von Sicherheitspolitik in der Öffentlichkeit verdient gemacht haben. Zu den letzten Preisträgern gehören unter anderem der Psychologe und Aktivist Ahmad Mansour (2019), die Chefredakteurin der Publikation „Internationale Politik“ Dr. Sylke Tempel (2017) und der ehemalige israelische Botschafter Avi Primor (2015). Die Verleihung des Karl-Carstens-Preises fand 2021 erstmals im hybriden Format statt. Geladene Gäste vor Ort und virtuelle Teilnehmerinnen und Teilnehmer verfolgten die Veranstaltung.

 

Interventionen als wirksames Mittel der Politik?

Am folgenden Tag stand die Diskussion mit dem Preisträger im Vordergrund: Sind Interventionen noch ein wirksames Mittel der Politik? Die Frage stellte Botschafter Brose dem Preisträger Gerald Knaus, der Journalistin Kirstin Helberg, dem Politikwissenschaftler Gerrit Kurtz und der Politikwissenschaftlerin Magdalena Kirchner, der derzeitigen Leiterin des Büros der Friedrich-Ebert-Stiftung in Kabul. Das Thema internationale Interventionen begleitet Gerald Knaus bereits seit Längerem, 2011 erschien sein gemeinsam mit Rory Stewart verfasstes Buch „Can Intervention Work?“. Ausgangspunkt der Diskussion waren diverse Fallbeispiele aus Bosnien und Herzegowina, Syrien, Afghanistan und dem afrikanischen Kontinent. In einer tiefgründigen und nach praktischen Lösungen ringende Auseinandersetzung vertieften die Teilnehmenden dieses hoch komplexe Thema.

Unter welchen Bedingungen sind militärische Intervention außen- wie innenpolitisch vertretbar? Was müssen internationale Intervention leisten, was können sie überhaupt leisten? Und welche Lehren sind für die laufenden Einsätze der Bundeswehr wie zum Beispiel in Mali zu ziehen? Die Antworten auf diese und weitere Fragen bewegen sich stets im Spannungsverhältnis zwischen Werte- und Realpolitik und beschäftigen die Expertinnen und Experten in ihrer täglichen Arbeit. Ein weiterer Gegenstand der Panelrunde war die Zukunft des Vernetzten Ansatzes nach dem Ende des Afghanistan-Einsatzes. Nach Einblicken in vielen unterschiedlichen Kontexten waren sich die Panelistinnen und Panelisten am Ende einig: es gibt keine einheitliche Formel zum Erfolg internationaler Interventionen. Kenntnis des lokalen wie gesamtpolitischen Kontextes sind aber unentbehrlich, damit diese gelingen. Weiterhin können kluge Diplomatie und unabhängige Justiz auch wichtige Rollen spielen. 

Abschließend lässt sich die Leitfrage wohl nicht eindeutig beantworten. Das Schlusswort des Buches „Can Intervention Work?“ könnte aber Beihilfe leisten:
„So can intervention work? The answer from the last two decades is that where we believe that any price is worth paying, and that failure is not an option, we are likely to fail. Where we tread carefully, and fear the consequences of our mistakes, there is a chance.“

 

Autoren: Ina Georgieva, Andreas Beu