Beim Futures Wheel entwickelt eine Gruppe in mehreren Runden eines strukturierten Brainstormings verschiedene Entwicklungspfade, deren Ursprung auf ein Ereignis oder ein Trend zurückgeht. Beginnend mit einem Ausgangsszenario diskutieren die Teilnehmenden zunächst in freiem Austausch die vorstellbaren Auswirkungen erster Ordnung. Nach Abschluss dieser ersten Runde werden Auswirkungen der zweiten und später der dritten Ordnung diskutiert. Wirkungslinien verdeutlichen die einzelnen Konsequenzen vom Ausgangsszenario bis zu den vorstellbaren Auswirkungen. Diese können positiv oder negativ, sollten aber auf jeden Fall plausibel sein. Auch widersprüchliche Auswirkungen sind hier vorstellbar, oder die Darstellungen von Wechselwirkungen zwischen den skizzierten Konsequenzen. Um Ergebnisse robuster zu formulieren, kann ein fertiges Futures Wheel nachbearbeitet oder durch Vergleichsgruppen zum selben Thema angeglichen werden. Dies schließt auch die Betrachtung der zeitlichen Dimension ein.
Die Methode erlaubt eine offene, nicht hierarchische Diskussion auch unter Menschen, die keine spezifische Expertise in dem betreffenden Feld haben. Für das Futures Wheel eignen sich am besten Gruppen von vier bis sechs Personen. Die Gruppe soll aber möglichst heterogen sein, um verschiedene Perspektiven in die Entwicklung der Konsequenzen einer Ausgangslage aufzunehmen. Ein Moderator sollte darauf achten, dass die Teilnehmenden über Kausalitäten diskutieren und nicht über Themenfelder insgesamt. Mit der einfachen Methode wird so das nichtlineare Nachdenken über mehrdimensionale Kausalzusammenhänge gefördert. Die Gruppe muss also in die Breite denken, darf sich nicht in einem Kausalstrang verbeißen und muss eine ausufernde Sammlung von Ergebnissen vermeiden, die sich nicht weiterentwickeln lassen. Das Ausgangsszenario muss daher eng umrissen und detailliert sein.
Das Futures Wheel eignet sich unter anderem für Diskussionen über gesellschaftliche, soziale oder politische Veränderungen, die zunächst von Trends ausgehen und sich dann bis zu Revolutionen oder Umsturzvisionen entwickeln lassen. So könnten zum Beispiel am Phänomen Populismus gefährliche Auswirkungen bis zum Sturm des Kapitols in den USA durchdacht werden oder vorstellbare Auswirkungen nationalpopulistischer Gesinnungen innerhalb Europas aufgezeigt werden.
Bereits 1971 entwickelte der US-Amerikaner Jerome Glenn diese Methode des Futures Wheel. In Deutschland wird sie auch als Zukunftsrad bezeichnet. Glenn selbst nennt sie ein strukturiertes Brainstorming. Die Methode lässt sich auch gut in komplexere Workshops einbauen. Mehr Informationen zu Strategischer Vorausschau an der BAKS finden Sie in diesem Websitebeitrag.
Autor: Dr. Henning Riecke