Das BAKS-Praktikanten-Netzwerk hat am 1. und 2. Juni 2015 mit Gästen von der Embry-Riddle Aeronautical University über Terrorismus und den „Islamischer Staat“ getagt.
Gibt es in der transatlantischen Beziehung zwischen Deutschland und den USA auch immer wieder einmal Verstimmungen auf sicherheitspolitischem Gebiet – wie aktuell die BND-NSA-Debatte zeigt –, so war hiervon bei Treffen ehemaliger Praktikantinnen und Praktikanten der Bundesakademie mit einer Delegation von US-Studenten der Embry-Riddle Aeronautical University, Daytona Beach, nichts zu merken. In ausgesprochen freundschaftlicher Atmosphäre widmeten sich die deutschen und amerikanischen Teilnehmer gemeinsam Themen wie Entstehung und Struktur des „Islamischen Staates“ im Bürgerkriegsland Syrien und im fragilen Staat Irak, der Kooperation der deutschen Sicherheitsbehörden oder der Prävention extremistischer Islamisierung. Der Impuls zu der Begegnung war von einem ehemaligen Teilnehmer des „Seminars für Sicherheitspolitik“ der BAKS ausgegangen, der auch die Delegation der amerikanischen Studierenden der „Homeland Security“ leitete.
Ein Vortrag des Leipziger Islamwissenschaftlers Christoph Günther stellte einleitend die Genese und Struktur der Terrormiliz „Islamischer Staat“ in den Kontext des arabischen Dschihadismus. Ein Besuch im „Gemeinsamen Terrorismusabwehrzentrum“ in Berlin-Treptow vermittelte den Teilnehmerinnen und Teilnehmern einen konzentrierten Eindruck über die Kooperation deutscher Sicherheitsbehörden auf dem Feld Innere Sicherheit: In dieser Koordinierungsstelle tauschen Bundeskriminalamt, Verfassungsschutz, Bundesnachrichtendienst, Zollkriminalamt, Militärischer Abschirmdienst, Bundespolizei, Bundesamt für Migration und Flüchtlinge und der Generalbundesanwaltschaft sowie die Landeskriminalämter und Landesämter für Verfassungsschutz Informationen und Fachkenntnisse aus.
Intensiv widmete sich die Veranstaltung der Problematik der De-Radikalisierung junger Menschen, die in den Einfluss islamistischer Gruppierungen geraten sind. Der Blick auf die Arbeit zivilgesellschaftlicher Organisationen hierzulande verdeutlichte, welche erheblichen Anstrengungen gegenwärtig unternommen werden, um extremistischen Orientierungen den Nährboden zu entziehen. Götz Nordbruch von „ufuq.de“ schilderte eindrucksvoll, wo die Gefahren für junge Menschen in Deutschland liegen und wie seine Organisation mit unterschiedlichen Angeboten versucht, beispielsweise in Kooperation mit Schulen, Alternativen zu radikalen Orientierungen anzubieten. Erik Mohns von der Berghof-Stiftung zeigte dagegen, wie Projekte der Konflikttransformation in den besonders vom Dschihadismus betroffenen Ländern zur Prävention beitragen können.
Auch eher theoretisch orientierte Fragen der Sicherheitspolitik im Kontext des Terrorismus waren Teil der Tagung: Auf Basis eines Impulsvortrages von Nicola Habersetzer, Studierende der Politikwissenschaft und Volkswirtschaftslehre, zur Securitization-Theorie untersuchten die Teilnehmer in Workshops die Grade der „Versicherheitlichung“ der Terrorismusproblematik in Deutschland und den USA. In einer Paneldebatte stellten sie dann eine teils erheblich unterschiedliche Ausprägung in diesem Politikfeld zwischen beiden Ländern fest.
Den Abschluss der Tagung bildete ein Vortrag von Florian Hartleb, Politikberater und Extremismusexperte, zum „Lone Wolf“-Phänomen. Er stellte zur Diskussion, ob es möglicherweise einen Trend zu terroristischen Einzeltätern gäbe, die in ihrem modus operandi der Gewaltausübung ausschließlich singulär und autonom wären – und damit auch die Aufklärungsarbeit der Sicherheitsbehörden vor neue Probleme stellen würden.
Autoren: Bernd Jakob und Eva Bögelein
Studienbereich „Security, Intelligence, and Safety“ der Embry-Riddle Aeronautical University