Anlässlich der zweiten informellen EU-Expertentagung zur Sicherheit im Sahel kamen in der Bundesakademie hochrangige Vertreter aus EU-Institutionen und den europäischen Hauptstädten sowie die Leiter der EU-Delegationen und Missionen in der Sahel-Region zusammen. Ziel war die Erörterung regionaler Lösungsansätze für Sicherheit, Stabilität und Entwicklung.
Sicherheit und Stabilität im Sahel seien, so hoben der EU-Sonderbeauftragte für den Sahel, Angel Losada, der EU-Regionaldirektor für Subsahara-Afrika und den Sahel, Georg Schmidt, und BAKS-Präsident Karl-Heinz Kamp in ihren Eingangsstatements übereinstimmend hervor, für die Europäische Union von zentraler Bedeutung. Europa müsse dabei über die bekannten geographischen und politischen Grenzen der Region hinaus denken. Hierfür zeichneten die Teilnehmer das Bild eines "strategischen Sahels", der die engen Beziehungen und Abhängigkeiten der Region zum Maghreb als auch zu angrenzenden Konflikten, wie beispielsweise in Libyen oder Nigeria, berücksichtigt. Nur so könnten die vielfältigen Herausforderungen wie Migration, fragile Staatlichkeit, organisierte Kriminalität und Terrorismus umfassend erfasst und darauf aufbauend nachhaltige Lösungsansätze entwickelt werden.
Gleichzeitig biete die Sahelzone aber auch eine Fülle an Zukunftspotentialen und Chancen, die es zu fördern und gestalten gelte. Aus diesem Grund seien Sicherheit und Entwicklung im Sahel zwei Seiten einer Medaille, die Hand in Hand angegangen werden müssten, um Fortschritte in der Region zu erzielen.
Unterschiedliche Wahrnehmungen sollen sich annähern
Die unterschiedlichen Wahrnehmungen von Sicherheitsfragen zwischen der EU und den Ländern der Sahelzone bildeten einen wichtigen Ausgangspunkt für die Gespräche der Konferenz. Ein Augenmerk lag dabei auf der Aussicht, dass bis zu 200 Millionen junge Menschen innerhalb der nächsten fünf Jahre auf den Arbeitsmarkt in der Region strömen werden. Gelten Demographie und Migration angesichts dieser Entwicklung aus europäischer Sicht als enorme Herausforderungen, so begreifen die Menschen vor Ort Migration vor allem als Chance für eine bessere Zukunft.
Eine einseitige Darstellung der Sahelzone von außen als eine Region ohne oder mit wenigen Perspektiven müsse, so waren sich alle Experten einig, daher unbedingt vermieden werden. Dies würde die Gefahr bergen, vor Ort Resignation und Ressentiments zu erzeugen, welche die Herausforderungen noch weiter intensivieren und die Umsetzung von möglichen Lösungen zusätzlich erschweren könnte.
Perspektiven für die Zukunft
Als Generalsekretär der 2014 gegründeten "G5 du Sahel", der Burkina Faso, Mali, Mauretanien, Niger und der Tschad angehören, brachte Elhadj Mohamed Najim eine direkte Sichtweise aus der Region ein. Dabei wurde deutlich, dass sich der G5-Staatenbund als Institution der regionalen Kooperation in Sicherheits- und Entwicklungsfragen verstehe. Formen praktischer Kooperation fänden dabei bereits auf vielen Ebenen statt, die über Fragen der Sicherheit und Verteidigung hinausgingen. Künftige Projekte, bei denen man eine enge Zusammenarbeit unter anderem der EU anstrebe, umfassten die Ausbildung von nationalen Sicherheitskräften, die Stärkung lokaler Strukturen und den Ausbau eines funktionierendes Grenzmanagements.
Darüber hinaus sollten öffentlich-private Partnerschaften zuvor florierende Wirtschaftsbereiche, wie beispielsweise den Tourismus, wiederbeleben. Damit könne der Bevölkerung und insbesondere der Jugend eine Perspektive gegeben werden. Langfristig sei es das vorrangige Ziel der Gruppe, eine nachhaltige Strategie für Sicherheit, Stabilität und Entwicklung in der Sahelzone zu entwickeln und gemeinschaftlich mit internationalen Partnern umzusetzen.
Zusammenarbeit für die Sahelzone
Am Ende intensiver Diskussionen bestand zwischen allen Teilnehmern Konsens darin, dass die Zusammenarbeit zwischen der EU und den Ländern der Sahelzone vertieft und besser ausgestaltet werden müsse. Um ein Gesamtkonzept auf der Basis gemeinsamer Interessen zu entwickeln und effektiv umsetzen zu können, sollten die Fähigkeiten der einzelnen Staaten gezielt gestärkt sowie alle Instrumente, einschließlich bereits bestehender bilateraler und regionaler Kooperationen und Initiativen, besser koordiniert und mit afrikanischen Strukturen und Prozesse verknüpft werden.
Das Ziel sei, mögliche Vorbehalte abzubauen und Synergieeffekte zu erzielen. Denn klar sei: Die Herausforderungen und Chancen der Sahelzone könnten nicht "für", sondern nur gemeinsam "mit" Afrika angegangen werden. Auch die BAKS wird sich diesem regionalen Schwerpunkt weiterhin widmen und auf diese bereits dritte Veranstaltung zur Sahelzone weitere folgen lassen.
Autoren: Hanna Emmerling und Michael Hanisch