Die erste Station seiner Studienreise nach Nordafrika brachte das Führungskräfteseminar nach Algier. Im Zentrum der dortigen Gespräche standen Algeriens Öffnung, um die sich das Land nach langer Zeit der Geschlossenheit bemüht, und die Hindernisse auf dem Weg dorthin.
Das Führungskräfteseminar 2019 der BAKS befasst sich mit der Lage im Maghreb und Nordafrika. Der dreiwöchige Kurs für hochrangiges Führungspersonal aus Ministerien, Behörden, Wirtschaft, Nicht-Regierungsorganisationen und Medien hat als erste Etappe seiner Studienreise nach Algerien, Tunesien und Ägypten in Algier Station gemacht. In Algeriens Hauptstadt führte das Seminar mit beispielhafter Unterstützung der Deutschen Botschaft in den ersten beiden Tagen ein dichtes Netz von hochrangigen Gesprächen.
Vertreter der Deutsch-Algerischen Industrie- und Handelskammer sowie Repräsentanten der Vertretung der Europäischen Union gaben erste Einblicke in die Wirtschaftslage des Landes. Ein Besuch des Forschungszentrums für Erneuerbare Energie (CDER) gewährte aufschlussreiche Einblicke in die Gewinnung von Sonnenenergie. Mit Vertretern des Militärischen Instituts für Dokumentation, Evaluierung und Vorausschau (IMDEP) und des Nationalen Instituts für globale Strategien (INESG) wurden intensive Diskussionen geführt, zu denen auch Vertreter der algerischen Regierung geladen waren. Themen waren neben Wirtschaftsfragen die internationale Sicherheitslage, der Kampf gegen den islamistischen Terrorismus und die Eindämmung unkontrollierter Migration.
Öffnung mit Hemmnissen
Aus deutscher Sicht stellt sich Algerien als stabiles Land dar, welches die massive Terrorgefahr der Neunzigerjahre eingedämmt hat und sich nach langer Zeit der Geschlossenheit nun um eine Öffnung in wirtschaftlicher, politischer und gesellschaftlicher Hinsicht bemüht. Diesem sichtlichen Bemühen stehen jedoch noch eine Reihe von Hemmnissen gegenüber, welche die gewünschte rasche Entwicklung verzögern. Die Entwicklung des Tourismus stockt an unzureichender Infrastruktur oder der Visumspflicht. Die Wirtschaft stößt auf überbordende Bürokratie, intransparente Entscheidungswege und investitionshemmende Regelwerke. Dabei ist Algerien als Energie- und Rohstoffexporteur ökonomisch gesund und eröffnet durchaus wirtschaftlich interessante Perspektiven.
Die algerische Seite schaut auf Deutschland, erhofft sich dabei mehr Unterstützung bei der Transformation des eigenen Landes und bietet im Gegenzug Hilfe in Migrationsfragen an. Hierbei wird allerdings betont, dass Algerien – anders als andere Länder der Region – nie finanzielle Gegenleistungen im Rahmen der Flüchtlingsproblematik erbeten habe und deshalb einen Dialog auf Augenhöhe erwarte. Folglich werden die Regelungen deutscher Gerichte, die bei Abschiebungsurteilen stets algerische Garantien für die Unversehrtheit der Rückkehrer einfordern, in Algerien als ehrabschneidend empfunden. Gleiches gilt für Reisewarnungen, die für Algerien ausgesprochen würden, obgleich die Sicherheitslage zuverlässig im Griff sei. Allgemein fühlt sich Algerien eher unverstanden und für frühere Probleme verantwortlich gemacht, die längst überwunden seien. Diese gegenseitigen Vorbehalte auszuräumen war einer der wesentlichen Aufgaben des ersten Reiseabschnitts.
Autoren: Karl-Heinz Kamp und Peter Härle