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Schule und Integration: Kein Farbstrich an der Wand

Mittwoch, 4. Juli 2018

Die Integration von Menschen mit Migrationshintergrund ist derzeit ein so wichtiges wie kontrovers diskutiertes Thema. Um sich ein Bild vaus der Praxis zu verschaffen, besuchte das Kernseminar der BAKS eine Grundschule im Berliner Bezirk Neukölln. Hier schreibt eine Seminarteilnehmerin über ihre Eindrücke.

In einem Klassenzimmer stehen zahlreiche kleine Stühle und Tische aus Holz; an der Stirnseite des Raums steht eine beschriebene Tafel.

Grundschulen sind ein wichtiger Ort der Integration. Foto: Jens-Olaf Walter/Flickr/CC BY-NC 2.0

„Die meisten Schüler hier finden Ferien doof“, so ein Lehrer der Schule an der Köllnischen Heide im Berliner Bezirk Neukölln. Ein Satz, der einen zum Stutzen bringt, werden die Ferien doch von den meisten Schülerinnen und Schülern sehnsüchtig erwartet. Nicht so hier. Doch woran liegt das? Die staatliche Grundschule leistet vieles, um den Kindern Bildung zu vermitteln, im schulischen aber auch im sozialen Bereich.

Ein paar Fakten und Eckdaten zum Stadtteil: Große Teile Neuköllns sind vom Berliner Senat als Gebiete mit besonderem Entwicklungsbedarf deklariert worden. Im Jahr 2016 lag der Ausländeranteil bei knapp einem Viertel, während der Anteil der Bevölkerung mit Migrationshintergrund bei fast 44 Prozent lag. Die Arbeitslosenquote belief sich mit 17 Prozent zwischenzeitig auf den höchsten Wert aller Berliner Bezirke. Dieser Rahmen spiegelt sich auch in der Grundschule wieder, in der rund 95 Prozent der Kinder aus Familien stammen, die Transfergelder empfangen und mehr als 96% Prozent über einen Migrationshintergrund verfügen.

Sprachtests und Nachmittagsangebote

Die Schule an der Köllnischen Heide setzt auf zahlreiche gezielte Integrationsmaßnahmen wie Sprachförderung und ein Nachmittagsangebot. Foto: BAKS

Eine konkrete Maßnahme, um unter diesen Bedingungen auf Integration hinzuarbeiten, ist Sprachförderung. Unter anderem wird bei allen Kindern vorab ein Sprachtest durchgeführt. Sprache sei entscheidender Bestandteil unserer Kommunikation „ein Kernmerkmal der Wissensvermittlung in der Grundschule“, so eine Lehrerin vor Ort.

Des Weiteren wechseln sich an der Schule Unterrichts- mit Freizeiteinheiten ab, und es gibt ein Nachmittagsangebot. In einem eigenen Gebäude, dem sogenannten Freizeithaus, gibt es zahlreiche Motivräume, wie zum Beispiel ein Tanzstudio, einen Legoraum, ein Nähstübchen, eine Bibliothek, ein Schülercafé, einen Puppenraum und viele weitere, in denen sich die Schülerinnen und Schüler aufhalten und beschäftigen können. Ein einfaches Steckkartensystem an der Tür lässt nur eine begrenzte Anzahl an Schülern pro jeweiligem Raum zu und ermöglicht den Kindern so, sich in einer angemessenen Gruppengröße zu beschäftigen. Ein Blick in die verschiedenen Räume zeigt, dass diese allesamt aufgeräumt und sauber sind – und das bei 650 Schülerinnen und Schülern, Tendenz steigend.

Ohne Extra-Engagement geht es nicht

Damit das so bleib, sei jedem Lehrer ein Raum zugewiesen, für den er die Verantwortung übernimmt. „Ein Farbstrich an der Wand muss sofort entfernt werden“, so eine Lehrerin der Grundschule – sonst würden schnell mehrere daraus. Fazit: Hier zeigt sich, dass Integration erfolgreich sein kann. Dass sie kein Automatismus ist, sondern nur durch gemeinsame Überzeugung, den Willen, auch Extra-Meilen zu gehen und eine großen Portion Leidenschaft für ein Projekt möglich wird, wird in der Grundschule an der Köllnischen Heide ebenso deutlich.

Autorin: Teilnehmerin des Kernseminars 2018