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Alles andere als Science Fiction

Montag, 20. Oktober 2014

An der Bundesakademie erkundeten ausgesuchte Fachleute vom 22. bis 26. September das noch wenig erschlossene Politikfeld „Staatliche Sicherheitsvorsorge im Luft- und Weltraum“.

Kurskorrektur möglich? Experten prüfen, wie die Satelliten des „Galileo“-Systems, die am 22. August in eine zu niedrige Umlaufbahn geraten waren, in ihrer vorgesehenen Umlaufbahn zum Einsatz kommen können. Foto: ESA/J. Huart

Dass Sicherheitspolitik im Luft- und Weltraum wenig mit Filmen und Fernsehserien wie Star Wars, Star Trek und anderen gemeinsam hat, dürfte nicht nur Fachleuten einleuchten. Im heutigen Informationszeitalter hängt ein Großteil nationaler und internationaler Telekommunikation wie auch Navigation zu Wasser, zu Land und in der Luft von einer kritischen Infrastruktur wesentlich ab: von einem reibungslos funktionierenden Satellitennetzwerk. Ein Fachseminar an der BAKS zog dieses Thema aus seinen vielen separaten Einzelbereichen zusammen, um es ressort- und organisationsübergreifend zu diskutieren.

Die rund 20 Experten aus Bund, Ländern, Forschung und Industrie stellten zunächst einmal fest, dass bisher kein eigenständiges Politikfeld „Luft- und Weltraum“ existiere und sich ein Bewusstsein hierfür erst entwickeln müsse.

Einfluss auf Kritische Infrastrukturen

Die Unzahl von Gefahren in beziehungsweise aus Luft- und Weltraum – Meteoriten, Sonnenwetter, Weltraummüll, wiedereintretende Satelliten und anderes –, verdeutlicht, dass ein beträchtliches Maß an institutioneller Kooperation und Koordination vieler unterschiedlicher Akteure erforderlich ist. Ein wirklich vollständiger Schutz, beispielsweise von Kritischen Infrastrukturen, sei kaum zu gewährleisten – so eine Erkenntnis des Seminars. Ziel staatlicher Vorsorge solle es daher sein, für den Fall des Eintretens solcher Risiken die Widerstandsfähigkeit der Volkswirtschaft sowie der Gesellschaft als Ganzes, die sogenannte Resilienz, zu stärken und weiter auszubauen. Dabei komme auch der Krisenkommunikation eine wichtige Rolle zu.

Überblick bewahren: Hauptkontrollraum
des „European Space Operations Centre“ in Darmstadt. Foto: ESA/J. Mai

Unter anderem Fachvertreter von der Europäischen Raumfahrtagentur, vom Fraunhofer-Institut für Hochfrequenzphysik und Radartechnik, vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt und vom Bundesverband der Deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie legten eindrucksvoll dar, auf welch hohem technologischen Niveau sich die Bundesrepublik befindet. Sie schlussfolgerten, welche Fähigkeiten sowie Anwendungsmöglichkeiten sich daraus ergeben.

Gleich, ob bei ziviler, militärischer oder gesamtstaatlicher Sicherheitsvorsorge – neue Luft- und Weltraumtechnologien bergen laut den Experten ein enormes Potential: So wären zum Beispiel neueste Erkenntnisse auf diesem Feld bei der Bereitstellung satellitengestützter Lagebilder zur Bewältigung der Hochwasser 2013 in Deutschland zum Einsatz gekommen. Manche Experten machten daher auch im Hinblick auf Chancen, Risiken und Abhängigkeiten der Nutzung des Weltraums auf die Frage aufmerksam, inwieweit Maßnahmen zur Selbstbeschränkung durch internationale Regelwerke bei der Entwicklung neuer Technologien verfolgt werden sollten.

Tenor des Seminars nach fünf Tagen intensiven Austausches war, dass die wissenschaftliche, juristische und politische Erschließung des Themenfelds „noch in den Kinderschuhen steckt“.

Autor: Redaktion