In der Diskussion mit Jenaer Studierenden am 2. März sprach Akademiepräsident Karl-Heinz Kamp über die Notwendigkeit, die akademische Debatte über Außen- und Sicherheitspolitik und die politische Praxis näher zusammenzubringen.
„In der deutschen, europäischen und transatlantischen Sicherheitspolitik hat sich seit 2014 dramatisch viel getan“, beschrieb Karl-Heinz Kamp, Präsident der Bundesakademie für Sicherheitspolitik, den 20 Studierenden die außenpolitische Lage für Deutschland. „So viel Außenpolitik war in Berlin lange nicht mehr.“
Das vom Politikwissenschaftler Sven Morgen geleitete Master-Seminar „Entscheidungsprozesse in der deutschen Außenpolitik“ der Universität Jena war in Begleitung von Professor Rafael Biermann, Inhaber des dortigen Lehrstuhls für Internationale Beziehungen, am 2. März im Rahmen eine Studienreise nach Berlin auch an die BAKS gekommen. „Uns ging es insbesondere darum, die wissenschaftlichen Erkenntnisse mit der Praxis abzugleichen und so ein tieferes Verständnis aus beiden Perspektiven zu bekommen“, umriss Morgen das Ziel der Exkursion.
Der notwendigen Diskussion möglichst viel Raum geben
Deutsche Außen- und Sicherheitspolitik, so Präsident Kamp, sei heute angesichts der vielen Krisen, vergleichbar mit der Nachrüstungsdebatte in den 1980er Jahren, erneut ein „Thema am Küchentisch“. Der Aufstieg des „Islamischen Staates“ und Russlands neuer aggressiver Kurs hätten einen ähnlichen Veränderungsdruck wie die Anschläge am 11. September 2001 ausgelöst. Dies sei ein Gezeitenwechsel: Man beschäftige sich wieder deutlich intensiver mit Bündnispolitik und Verteidigungsplänen. Die Politik sei sich über mehr deutsches Engagement einig. Angesichts der komplexen Herausforderungen stellte Kamp zugleich fest: „Es gibt nicht die eine Lösung – außer vielleicht in Talkshows“.
Der Akademiepräsident sagte, dass gerade in dieser Situation die akademische Debatte über Außen- und Sicherheitspolitik und die praktische Auseinandersetzung damit stärker ineinander greifen sollten. Hier gebe es in Deutschland Nachholbedarf: „Think Tanks und Wissenschaftler sollten frühzeitig und verständlich ihren Punkt machen.“ In den USA etwa gelinge dies durch einen regelmäßigen Austausch und personelle Wechsel zwischen Forschung und politischen Institutionen weitaus besser. Neben der Lehre und den Fachkonferenzen kommuniziere die Bundesakademie das Thema Sicherheitspolitik verstärkt in einer breiteren Öffentlichkeit, um auch dort möglichst viel Raum für die Debatte zu schaffen.
Autor: Johannes Wiggen