Angehörige der Bundesakademie und des Freundeskreises der BAKS diskutieren mit einem Experten über den Ausbildungseinsatz der Bundeswehr in Mali.
„Dringend gebraucht werden in Mali Einsatzkräfte, die aufklären, wo sich in diesem riesengroßen Land Terrorgruppen bewegen“, begründete Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen Ende vergangenen Jahres, warum sich die Bundeswehr stärker in dem krisengeschüttelten westafrikanischen Land engagieren soll. Das Land südlich von Algerien ist dreieinhalbmal so groß wie Deutschland.
Am 28. Januar beschloss der Bundestag den Einsatz von bis zu 650 deutschen Soldatinnen und Soldaten an der „United Nations Multidimensional Integrated Stabilization Mission in Mali“ (MINUSMA), zusätzlich zu den maximal 350, die bereits zur „European Union Training Mission in Mali“ (EUTM Mali) gehören.
Als Tuareg-Rebellen und islamistische Extremisten den Norden des Landes 2012 eroberten und die malische Armee implodierte, konnten die Aufständischen nur durch die Intervention französischer Truppen in der Operation Serval im Januar 2013 aufgehalten und in den folgenden Monaten wieder zurückgedrängt werden. Ein möglicher Kollaps des gesamten Staates wurde abgewendet. Besonders im Norden des Landes blieb die Situation aber sehr fragil.
Deshalb trägt MINUSMA seit April 2013 dazu bei, sichere und stabilere Verhältnisse in Nord-Mali wiederherstellen. Bei der anderen Mission – EUTM Mali – geht es darum, die damals weitgehend zusammengebrochene reguläre Armee Malis wieder aufzubauen und deren Einsatzbereitschaft zu erhöhen, damit sie wieder eigenständig für Ordnung und Sicherheit im gesamten Landsorgen kann.
Über Erkenntnisse und Herausforderungen der europäischen Ausbildungsmission in Mali diskutierten Ende Februar Angehörige der Bundesakademie, Mitglieder des Freundeskreises der BAKS und auswärtige Experten mit Brigadegeneral Franz Xaver Pfrengle, Chef des Stabes im Hauptquartier des Eurokorps in Straßburg, der von Juli bis Dezember 2015 selbst Kommandeur von EUTM Mali war.
In seinem einführenden Vortrag stellte Pfrengle deutlich heraus, dass es sich beim Wiederaufbau der malischen Streitkräfte um eine Reform der Malier handelt, bei dem die Europäer unterstützend und beratend zur Seite stehen. Bei der Umsetzung dieser „Hilfe zur Selbsthilfe“ setzt die Mission auf zwei Handlungsfelder, in denen sie wichtige Grundlagenarbeit leistet.
Im ersten Feld, der Ausbildung, wurden seit 2013, in mehreren, je zwölf Wochen dauernden Lehrgängen, bisher sieben „Groupement tactique interarmes“ (GTIA) vor allem in allgemeinen militärischen Aufgaben, aber auch im humanitären Völkerrecht ausgebildet. Diese malischen Gefechtsverbände von je rund 800 Soldaten sind nach Erkenntnissen aus ihren Einsätzen im unruhigen Norden des Landes wieder besser in der Lage, wichtige Schutz- und Sicherungsaufgaben wahrzunehmen.
Von ebensolcher, meist aber unterschätzter Bedeutung für die Zukunft der malischen Streitkräfte ist nach Pfrengle die Arbeit in der zweiten Säule der Mission, der Beratung, die durch eine 16-köpfige „Advisory Task Force“ geleistet wird. Sie berät auf höchster Ebene das malische Militär, um die Transformation der malischen Streitkräfte in belastbare Strukturen und Prozesse zu ermöglichen. Ein Meilenstein für Pfrengle war dabei die Verabschiedung eines militärischen Programmgesetzes, nach französischem Vorbild, das konkrete Beschlüsse zum Aufbau und zur Struktur der Streitkräfte beinhaltet.
Insgesamt, so Pfrengle, sind im Laufe der beiden bisherigen Mandate von EUTM Mali bereits viele Fortschritte bei der Einsatzbereitschaft der malischen Armee erzielt worden. Vor allem der Wille und die Bereitschaft malischer Soldaten auf allen Ebenen, hinzulernen und die Situation verbessern zu wollen, haben ihn besonders beeindruckt
Doch noch fehlt es den Maliern beispielsweise an ausreichenden Fähigkeiten, die eigene Ausbildung mit eigenem Personal durchzuführen. Dies sei einer der wichtigsten Gründe zur Fortsetzung der Mission, die voraussichtlich ab Mai ein neues, für zwei weitere Jahre geltendes Mandat erhält. Dabei soll EUTM Mali in einen mehr und mehr regionalen Ansatz stärker zum „Train the Trainer“-Konzept übergehen und so „Ausbildungsqualifikationen in der Fläche“ schaffen. Auch im dritten Mandatszeitraum plant Deutschland, sich weiterhin substanziell in der europäischen Mission zu engagieren, nachdem es seinen Beitrag seit Mitte 2015 bereits deutlich ausgebaut hatte.
In der anschließenden Diskussion mit den Teilnehmern stellte Brigadegeneral Pfrengle heraus, dass Missionen wie EUTM Mali ein wichtiger Baustein im internationalen Bemühen um Stabilität in fragilen Regionen sind. Parallel zu den anderen Akteuren in dem westafrikanischen Land trägt EUTM Mali – und mit ihm Deutschland – dazu bei, im Herzen Westafrikas einen Schlüsselstaat zu festigen und die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass Sicherheit und Ordnung für die Menschen gewährleistet werden können.
Autor: Redaktion