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EZ-Kolleg an der BAKS: Entwicklung und Sicherheit vernetzen

Montag, 29. Oktober 2018

Ohne Entwicklung keine Sicherheit, ohne Sicherheit keine Entwicklung – wer im Globalen Süden etwas bewegen will, muss ressortgemeinsam denken und handeln. Beim Besuch des EZ-Kollegs an der BAKS taten 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des BMZ genau das.

Etwa vierzig Menschen stehen im Freien neben einem Schild mit der Aufschrift "Bundesakademie für Sicherheitspolitik".

Die Teilnehmerinnen Teilnehmer des EZ-Kollegs diskutierten an der BAKS über ressortgemeinsames Handeln in der Entwicklungspolitik. Foto: BAKS.

Frieden bedeutet menschliche Sicherheit. Gerade Menschen in Entwicklungsländern sind oft nichtstaatlichen Bedrohungen ausgesetzt. Diese sind vielfältig, sie reichen von Terrorismus über organisierte Kriminalität bis hin zu Naturkatastrophen. Deutschland trägt zur Verbesserung der menschlichen Sicherheit in vielen Entwicklungsländern bei. Das erfordert ein Zusammenwirken der Mittel, denn Entwicklungszusammenarbeit (EZ), Diplomatie, Streitkräfteeinsatz oder Polizeiausbildung für sich allein können die Probleme nicht lösen. Soldaten, Diplomatinnen und Entwicklungshelfer müssen vor Ort zusammenarbeiten. Nur, wie soll das in der Praxis funktionieren? Und welche Rolle kommt dabei der Entwicklungspolitik zu?

„Wir brauchen eine gemeinsame Analyse“

eine lange Warteschlange afghanischer Frauen

Entwicklung ist eine langfristige Aufgabe: Afghaninnen vor einem Wahllokal.
Foto: Abbas Naderi/UNAMA/flickr/CC BY-NC 2.0

Im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) gehören solche Fragen zum Berufsalltag. Auch deshalb hat das zweite EZ-Kolleg, eine Schulung für neu angestellte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des BMZ, zum zweiten Mal nach 2017 an der Bundesakademie für Sicherheitspolitik (BAKS) Station gemacht. Schließlich hat gerade die BAKS sich der ressortgemeinsamen Zusammenarbeit in sicherheitspolitischen Fragen verschrieben.

Mit Dr. Martin Schuldes und Dr. Jan Grebe suchten gleich zwei Vertreter der Akademie das Gespräch mit den rund 40 BMZ-Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Der Nexus zwischen Sicherheit und Entwicklung stand dabei im Mittelpunkt. Beide BAKS-Kollegen verfügen über mehrjährige Auslandserfahrung im Auftrag der Entwicklungszusammenarbeit. Die Herausfor­derung, so Dr. Schuldes aus seiner Zeit in Afghanistan, bestehe darin, „unterschiedliche Arbeitskulturen sowie Handlungs- und Zielzeiträume der handelnden Akteure vor Ort wirksam miteinander zu verbinden“. In der Entwicklungszusammenarbeit, bei der es primär um struktur­bildende Maßnahmen in den Partnerländern gehe, werde „in Jahrzehnten gedacht“. Zivile Stabilisierungsbemühungen und insbesondere militärische Zielsetzungen bewegten sich dem­gegenüber häufig auf einer erkennbar kürzeren Zeitachse. All diese Ansätze hätten ihre Berech­tigung – sie effektiv im Sinne eines vernetzten Handelns unter „einen Hut zu bringen“, bleibe Herausforderung und Anspruch zugleich.

Erfahrungen sollten proaktiv zwischen Ministerien geteilt werden

Nigerische und internationale Soldaten reden miteinander.

Wie wirksam sind Ertüchtigungsprojekte für Sicherheitskräfte in Entwicklungsländern, wie hier im Niger? Das Wirkungsmonitoring ist nur ein Beispiel, wie deutsche Krisenprävention vom Austausch zwischen Sicherheits- und Entwicklungspolitik profitieren kann.
Foto: Bundeswehr/Neumann

Ein Soldat nach zwanzig Jahren im Dienst denke anders als ein Mitarbeiter im BMZ, meinte auch Dr. Grebe. Diese unterschiedlichen Denk- und Handlungsstrukturen seien schwer auf­zulösen. Um hier Verbesserungen zu erreichen, brauche es „eine ressortübergreifende, gemein­same Analyse“. Die beteiligten Ministerien müssten voneinander lernen, ihre Informationen und ihren Wissensschatz proaktiv anbieten und aufeinander zugehen. Man müsse Informationen gleichsam „als Push-Nachricht anbieten“, so Dr. Grebe weiter, also aktiv zwischen den Ressorts teilen. Ein plastisches Beispiel: Mit der Ertüchtigungsinitiative habe Deutschland einen von Verteidigungs-ministerium und Auswärtigem Amt verwalteten Topf zur Unterstützung von Sicherheitskräften anderer Staaten, zum Beispiel in Mali, Irak und Jordanien geschaffen. Nach dem Anlaufen der Initiative vor einigen Jahren werde nun vermehrt gefragt, ob die daraus finanzierten Maßnahmen die beabsichtigen Wirkungen zeigen. Die Entwicklungspolitik wiederum verfüge über jahrzehntelange Praxiserfahrung und umfassendes Wissen gerade in der Überprüfung und Messung der Wirkung deutscher Unterstützungsleistungen im Ausland – hier biete sich demnach ein verstärkter Austausch an.

Positive Aussicht für die Zukunft

Trotz allem zeigten sich beide Vertreter der BAKS überzeugt, dass sich das ressortgemeinsame Element, das heißt Verbesserungen hinsichtlich der Zusammenarbeit und des Austausches zwischen den einzelnen Ressorts im Bereich der Sicherheitspolitik, auf einem guten Weg befinde. Das Momentum der letzten Jahre sei in jedem Falle positiv. „Ich denke, dass die Kolleginnen und Kollegen viel für ihre Arbeit mitnehmen werden“, sagte hinterher auch ein Teilnehmer. Es sei gut, dass es viel Dialog und viele Diskussionen gegeben habe. Wer nachhaltig Entwicklung fördern will, muss vernetzt denken – bei der jüngsten Generation der BMZ-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter scheint diese Botschaft angekommen zu sein.

Autorinnen: Katharina Münster und Lisa Stockinger