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Kernseminar 2023: Die sicherheitspolitische Rolle der USA

Dienstag, 6. Juni 2023

Um die globale Sicherheitsarchitektur zu verstehen, geht kein Weg an den Vereinigten Staaten vorbei. Eine Reise nach Washington, D.C. und New York ist deshalb fester Bestandteil des Kernseminars der BAKS – so auch in diesem Jahr.

Luftbild des Capitols in Washington, D.C.
Luftbild des Capitols in Washington, D.C.
Pixabay/jamesdemers

Foto: Pixabay/jamesdemers

Die Betrachtung der wichtigsten sicherheitspolitischen Institutionen in den USA gehört zum festen Bestandteil des Kernseminars der Bundesakademie für Sicherheitspolitik (BAKS). Sie umfasst sowohl Gespräche mit staatlichen Stellen der USA, als auch mit internationalen Institutionen und zivilgesellschaftlichen Organisationen. Die Delegation stand unter der Leitung von BAKS-Vizepräsident Dr. Patrick Keller und wurde begleitet durch Kernseminarleiter Dr. Gerd Föhrenbach und die Studienreferenten Julia Döhrn und Oberstleutnant i. G. André Zechmeister.  

 

U.S. Außen-, Sicherheits- und Verteidigungspolitik

Gruppenbild vor dem Weißen Haus in den USA
Gruppenbild vor dem Weißen Haus in den USA
BAKS
Im Zentrum der politischen Macht der Vereinigten Staaten von Amerika zeigt sich das Kernseminar vor dem Amtssitz des US-Präsidenten. Foto: BAKS

Zum Auftakt gab Botschafterin Dr. Emily Haber tiefe Einblicke in den gegenwärtigen Stand der deutsch-amerikanischen Beziehungen sowie die innere, gesellschaftspolitische Lage der USA. Amerikanische Gesprächspartner aus dem Pentagon, dem State Department und dem Repräsentantenhaus erörterten anschließend strategische Fragen der Außen-, Sicherheits- und Verteidigungspolitik der USA. Im Zentrum standen dabei die vielfältige Unterstützung der Ukraine in ihrem Abwehrkampf gegen Russland und die Folgen dieses Krieges für die Stabilität des internationalen Systems insgesamt. Über diese Themen informierte sich das Kernseminar nicht nur aus militärpolitischer und diplomatischer, sondern auch aus entwicklungspolitischer Perspektive, am ausführlichsten bei einem Besuch in der Weltbank.

Viele weitere sicherheitspolitisch relevante Institutionen der Hauptstadt am Potomac boten dem Kernseminar der BAKS eine Fülle von Diskussionsthemen. So ging es am Stimson Center, einer überparteilichen Denkfabrik, um die richtige Strategie im Umgang mit China und beim FBI um Bedrohungen der inneren Sicherheit in den Vereinigten Staaten. Auch am Hudson Institute, einer konservativen Denkfabrik, diskutierte das Kernseminar über die amerikanische Außen- und Sicherheitspolitik, vor allem mit Blick auf Europa und Nahost, während ein Besuch im Pew Research Center, einem führenden Meinungsforschungsinstitut, weitere Einsichten in die gesellschaftliche Lage der USA bot. „Die deutschen Leistungen in der Zeitenwende werden durchgehend anerkannt und die Erwartungen für die Zukunft klar formuliert. Es gilt den eingeschlagenen Weg weiter zu folgen, um künftig mehr für die eigene Sicherheit zu leisten und weiter zu investieren,“ fasst Oberstleutnant i. G. André Zechmeister, Studienreferent im Kernseminar 2023, zusammen.

 

Vom Potomac zum Hudson River

Gruppenbild im Gebäude der Vereinten Nationen in New York
Gruppenbild im Gebäude der Vereinten Nationen in New York
BAKS
Das Kernseminar auf der Weltbühne der globalen Sicherheitspolitik bei den Vereinten Nationen in New York. Foto: BAKS

Im zweiten Teil der Studienreise ging es nach New York City. Auf dem Weg dahin lag ein Zwischenstopp bei Boeing in Pennsylvania, wo das Kernseminar über ein konkretes Projekt der deutsch-amerikanischen Rüstungszusammenarbeit unterrichtet und durch die eindrucksvollen Fertigungshallen geführt wurde. In New York angekommen, tauschte sich die Seminargruppe in der Ständigen Vertretung der Bundesrepublik Deutschland bei den Vereinten Nationen mit Deutschlands stellvertretendem UNO-Botschafter Thomas Zahneisen darüber aus, inwiefern die „Zeitenwende“ auch in der Weltorganisation zu spüren ist. Sein amerikanischer Kollege, Jeffrey DeLaurentis, empfing die Delegation in der repräsentativen US-Mission zum ausführlichen Gespräch über die Arbeitsweise der Vereinten Nationen unter den Bedingungen (groß-)machtpolitischer Konkurrenz. Beim anschließenden Besuch in der German American Chamber of Commerce erfuhr die Gruppe von deren Präsidenten Dietmar Rieg mehr über Stand und Zukunftschancen der deutsch-amerikanischen Wirtschaftsbeziehungen.

Bereits in der Vorbereitungswoche in Berlin hatte das Kernseminar einen besonderen Schwerpunkt auf die innere Verfasstheit der USA gelegt. Ist Amerika wirklich so tief gespalten wie es oft den Anschein hat? Worin bestehen die innenpolitischen Spannungen, wie sind sie zu überwinden? Sind sie Ausdruck problematischer Zerrüttung oder lebendiger Demokratie? Die Feldstudienreise nach Washington und New York bot reichlich Gelegenheit, diese Fragen zu vertiefen – etwa in Gesprächen mit Medienvertretern von CNN und CBS, mit Mitarbeitern von Kongressabgeordneten beider Parteien sowie durch Besuche bei der progressiven Civil Liberties Union und der hartgesottenen New Yorker Polizei. Entstanden ist ein vielteiliges Puzzle, das sich zu verschiedenen Bildern zusammensetzen lässt – nie beliebig, immer im Werden. „In New York ist deutlich geworden, dass integrierte Sicherheit viele Facetten hat – gesellschaftliche Resilienz, wirtschaftliche Stabilität, Sicherheit auf den Straßen und ein geregeltes Miteinander von Völkern und Staaten. Sicherheit geht uns alle an, auch dafür steht New York,“ so Studienreferentin Julia Döhrn.

Ein Interview mit Dr. Patrick Keller, dem Delegationsleiter der Studienreise des Kernseminars 2023 in die USA finden Sie hier.
 

Autor: Andreas Beu