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Methoden zur Strategischen Vorausschau: Megatrends

Mittwoch, 19. April 2023

Finger zeigt auf einen Punkt in einer Netzwerkgrafik
Finger zeigt auf einen Punkt in einer Netzwerkgrafik
Pixabay / Gordon Johnson

Die Verknüpfung einzelner Trends, Moden und Vorlieben sind Grundlage für langanhaltende Megatrends. Diese zu verstehen erleichtert es, zukunftsrobustere Entscheidungen zu treffen. Foto: Pixabay/Gerd Altmann

Megatrends bezeichnen in der Strategischen Vorausschau langanhaltende und systemverändernde Entwicklungen mit globaler Ausprägung und einer Dauer von mehreren Jahrzehnten. Sie betreffen nahezu alle Lebensbereiche und können sich zum Beispiel in veränderten Konsummustern, Wertvorstellungen oder Technologien zeigen.

Was unterscheidet einen Megatrend von einem Trend? Trends sind kurzfristige Vorlieben bestimmter Gesellschaftsgruppen, die sich zum Beispiel in Mode, Konsum oder Freizeitverhalten widerspiegeln. Gleichzeitig können sich mehrere solcher Subtrends insgesamt zu einem übergeordneten Megatrend entwickeln. Das Erkennen dieser potentiellen Megatrends hilft bei der mittel- und langfristigen Planung und ist inzwischen in vielen Bereichen der Zukunftsforschung, vor allem in Unternehmen und politischen Organisationen, fest verankert.
 

Mehrere Subtrends begründen einem Megatrend

Der Begriff Megatrend wurde in seiner heutigen Bedeutung erstmalig durch den Zukunftsforscher John Naisbitt in seinem 1982 erschienen Buch Megatrends: Ten New Directions Transforming Our Lives eingeführt. Auf Basis der damaligen Entwicklungen prognostizierte er zehn Megatrends, wie zum Beispiel eine zunehmende Globalisierung oder stärkere Automatisierung in der Industrie und im Dienstleistungsgewerbe. Seitdem hat sich die Forschung deutlich weiterentwickelt und methodisch verbessert. Aktuelle Beispiele für Megatrends sind Urbanisierung, Digitalisierung, Individualisierung.

Um für die Zukunft relevante und prägenden Megatrends zu identifizieren, betrachten Forschende großflächig und kontinuierlich Entwicklungen und deren Auswirkungen. Hierbei spielen gerade schwache Vorzeichen (engl. Weak Signals) eine entscheidende Rolle. Beispiele solcher schwachen Vorzeichen können noch wenig bekannte Innovationen in der Forschung sein, wie etwa die ersten Elektrofahrzeuge, die es Unternehmen wie Tesla ermöglichten, vom technologischen Rand in die Mitte der Branche zu rücken. Diese Entwicklungen frühzeitig zu erkennen, einzuschätzen und mit anderen Signalen zusammenzubringen ist eine Aufgabe Strategischer Vorausschau. Zeigen sich in einem Bereich verstärkt solche Phänomene, können diese zu einem Trend zusammenlaufen und unter Umständen Teil eines übergeordneten Megatrends sein.

Ein brennendes Streichholz entzündet weitere Streichhölzer
Ein brennendes Streichholz entzündet weitere Streichhölzer
Pixabay / Peter Bauer
Trends sind häufig punktuell, kurzlebig oder betreffen nur einen Teil der Gesellschaft. Dagegen haben Megatrends das Potential nach und nach eine ganze Gesellschaft umzuwälzen. Foto: Pixabay/Peter Bauer

Individualisierung als Megatrend

Einen möglichen Ansatz zur Nutzung hat beispielsweise die Frankfurter Zukunftsinstitut GmbH mit der sogenannten Megatrend-Map erarbeitet. Die verschiedenen Stationen innerhalb der Megatrends, dargestellt als U-Bahnlinien, bilden kleinere Entwicklungen, beziehungsweise Auswirkungen von und innerhalb des Megatrends nach. Stationen, an denen mehrere Linien zusammentreffen, stellen Verknüpfungspunkte dar. So können aus dem Netz mehrerer Einzeltrends globale Megatrends abgeleitet werden, um mögliche Zukünfte genauer und strukturierter zu betrachten.

Als Beispiel für den Megatrend Individualisierung lassen sich Subtrends wie ein zunehmendes Bedürfnis nach Selbstverwirklichung, die Entwicklung zur Single-Gesellschaft und die Personalisierung von Konsum und Dienstleistungsangeboten aufführen. Als Indizien für den Megatrend Mobilität sind zum Beispiel vermehrte Angebote im Car-Sharing, Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs und zunehmende Beliebtheit von Elektrorollern oder E-Bikes als Subtrends zu nennen.

Auch in der Politik werden diese Verfahren nutzbar. Gesetzesvorhaben, Transformations-, Innovations- und Strategieprozesse können mit ihrer Hilfe gesamtgesellschaftlich und zukunftsrobust ausgerichtet werden. Mithilfe eines breiten Verständnisses von Megatrends ist es möglich, hochkomplexe und langfristige Entwicklungen greifbarer und verständlicher zu machen, um daraus konkrete Handlungsempfehlungen abzuleiten.

Autor: Maximilian Freundl