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Methoden zur Strategischen Vorausschau: Szenario-Technik

Montag, 2. Januar 2023

Die BAKS bildet im Seminar Strategische Vorausschau die wichtigsten Foresightmethoden aus und stellt sie an dieser Stelle kurz vor. In Teil 9 geht es um die Szenario-Technik. Mit ihr lassen sich hypothetische Zukunftsbilder systematisch entwickeln und Handlungsalternativen aufzeigen.

Gas-Tankschiff in einem Hafen
Gas-Tankschiff in einem Hafen
Pixabay / Mohamed Aly

Der massive Import von verflüssigtem Erdgas (LNG) zur Sicherung der Energieversorgung, wie hier durch ein entsprechendes Tankschiff, ist ein Beispiel für eine heute von Deutschland favorisierte Handlungsoption. Foto: Pixabay / Mohamed Aly

Im Militär hat die Szenario-Technik, wie auch viele andere Methoden der Strategischen Vorausschau ihren Ursprung. Mit Hilfe dieser Methode können militärische Strategien entwickelt und analysiert werden. Mittlerweile wird diese Methode auch in Bereichen der Wirtschaft, Wissenschaft und Politik angewendet. Szenarien sind keine Vorhersagen oder Prognosen – sie sind systematisch entwickelte hypothetische Zukunftsbilder, die nachvollziehbar möglichst viele Alternativen aufzeigen.

Die Szenario-Technik arbeitet meist mit drei Grundtypen: dem Best Case Szenario, dem Worst Case Szenario und dem Trend Szenario. Diese drei Grundtypen werden als Orientierungspunkte eines sogenannten Zukunftstrichters angesehen, der mit der Zeit immer größere Dimensionen annimmt und ein immer breiter werdendes Spektrum abbildet. Best- und Worst Case Szenarien beschreiben die extremsten Ausprägungen eines Zukunftsbildes – sie sind extrem unwahrscheinlich, allerdings nicht unmöglich. Das Trend-Szenario steht für die aktuell wahrscheinlichste zukünftige Entwicklung.

Trichtergrafik zur Szenario-Technik
Trichtergrafik zur Szenario-Technik
BAKS/Daniela Bunk

Mögliche Zukünfte lassen sich im Trichtermodell veranschaulichen, das auch plausible Extremszenarios aufzeigt. Grafik: BAKS/Daniela Bunk

Beispielszenario: Technologischer Fortschritt

Szenarien sollen helfen, mögliche Ausgänge kommender Ereignisse zu analysieren. Da ein Ereignis oder Trend unterschiedliche Ausprägungen in der Zukunft haben kann, helfen möglichst viele Szenarien mit einem breiten Spektrum, ein umfassenderes Bild möglicher Zukünfte abzubilden. Der Weg von der Gegenwart bis zu diesen Zukünften verlangt dabei ergebnisoffenes Denken und ein strukturiertes Betrachten beeinflussender Faktoren. Ein Beispiel dafür ist der Faktor technologischer Fortschritt, dessen Entwicklung in der Zukunft unterschiedliche Ausprägungen annehmen kann und großen Einfluss hat zum Besipiel auf die zunehmende Digitalisierung der Gesellschaft, die Entwicklung neuartiger Energiequellen oder den Klimawandel.

Übertragen auf den militärischen Ursprung der Szenario-Technik kann hier der russische Angriffskrieg auf die Ukraine genannt werden. Trotz der völkerrechtswidrigen Annexion der Krim im Jahr 2014 galt ein Angriff Russlands auf die gesamte Ukraine als höchst unwahrscheinliches Worst-Case Szenario. Durch das tatsächliche Eintreten dieses Szenarios rückt nun Taiwan verstärkt in das Blickfeld internationaler Politik.

Personelle und zeitliche Ressourcen

Mit der Anwendung der Szenario-Technik werden schnell Möglichkeiten und Grenzen deutlich. Der Umgang mit den entwickelten Szenarien ist nicht nur abhängig von der Finanzierung, sondern auch von personellen und zeitlichen Ressourcen, die aufgebracht werden müssen. Die Szenario-Technik liefert meist validere Ergebnisse, wenn viele Fachleute in die Analyse miteinbezogen werden. Szenarien können als Anknüpfungspunkte für weitere Untersuchungen gewertet werden und müssen bei sich verändernden Rahmenbedingungen regelmäßig angepasst werden – wenn die Zukunft so eintreffen würde, wie müsste dann (jetzt) gehandelt werden?

Wenn strategische Entscheidungen für eine ungewisse Zukunft erarbeitet werden, kann die Szenario-Technik eine Methode sein, bestehende Möglichkeitsräume zu erweitern und Entscheidungen daran auszurichten. Das Worst Case Szenario kann dabei als Warnung und das Best Case Szenario als Anstoß oder auch Motivation zum Handeln gesehen werden. Neben diesen beiden Extremen und dem Trendszenario werden durch verschiedene Herangehensweisen an die Szenarioerstellung üblicherweise mehr als drei Szenarien betrachtet und so regelmäßig sogenannte blinde Flecken plausibler Zukunftsbilder offengelegt.

Die Methode ist explorativ, weil Szenarien aus der Gegenwart heraus in den sich weitenden Zukunftstrichter projiziert werden. Bei dieser Methode geht es nicht um den Anspruch auf einen wirklichen Eintritt der Ereignisse – vielmehr geht es darum, sich unterschiedlichster Zukünfte bewusst zu werden und auch langfristige Planungen heute schon zukunftsrobust anzupassen.

Mehr Informationen zu Strategischer Vorausschau an der BAKS finden Sie in diesem Websitebeitrag.

Autoren: Käthe Kretschmar/Sebastian Bollien/Andreas Beu