Model NATO Germany vermittelt Studierenden Einblicke in Strukturen und Entscheidungsprozesse der NATO. Im November 2024 fand die fünftägige Simulation zum zweiten Mal an der BAKS statt.
„Unser Bekenntnis zu NATO und EU ist unverrückbar“, hält die Nationale Sicherheitsstrategie der Bundesregierung fest. Das Handeln in Bündnissen zählt zu den Grundfesten der Bundesrepublik seit ihrer Gründung, und die Bedeutung der NATO für Europas Sicherheit ist durch Russlands Krieg gegen die Ukraine nochmals gewachsen. Doch wie funktioniert eigentlich „die NATO“ und wie einigen sich 32 Mitgliedsstaaten mit verschiedenen Interessen auf eine gemeinsame Linie? Mit genau diesen Fragen befasst sich Model NATO Germany. Die deutsch-internationale Simulation für Studierende vermittelt Einblicke in die Strukturen und Prozesse der NATO und fand diese Woche zum zweiten Mal an der Bundesakademie für Sicherheitspolitik (BAKS) statt. Dieses Jahr nahmen 96 Studierende mit 30 verschiedenen Staatsangehörigkeiten teil. Sie nehmen die Rolle von Delegierten eines Mitgliedsstaates der NATO ein, vertreten dessen politische Positionen und erarbeiten in Reaktion auf eine Krise mit allen 32 Verbündeten gemeinsame Handlungsschritte.
Ganz nah an der Realität
Ausrichter ist der 2023 gegründete, gemeinnützige Verein Model NATO Germany e.V. . Neben der NATO unterstützen die Friedrich-Ebert-Stiftung und die Konrad-Adenauer-Stiftung die Veranstaltung. Die Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister der Verteidigung, Siemtje Möller MdB hat die Schirmherrschaft für Model NATO Germany 2024 übernommen. Das Auswärtige Amt und das Bundesministerium der Verteidigung haben in Workshops vorab vermittelt, wie die Gremien der Allianz arbeiten, und wie die Abstimmung zwischen Berlin und der Ständigen Vertretung bei der NATO in Brüssel abläuft. Die BAKS ist seit der Gründung und dem Pilotdurchgang 2023 Ausrichtungsort von Model NATO Germany und ermöglicht mit Tagungsinfrastruktur und Konferenztechnik die gleichzeitige Simulation von drei NATO-Gremien einschließlich der Einspielung einer realitätsnahen Krisensituation.
„Die simulierte Krise entwickelt sich dynamisch“, erklärt Jonathan Ponfick, Vorsitzender und Initiator von Model NATO Germany. „Eine Cyber-Attacke auf einen Staudamm in Rumänien verursachte Überschwemmungen in der Region", führt Fabio König vom Organisationsteam aus. Im weiteren Verlauf der Simulation kommt es zu einer Cyber-Attacke gegen eine Satellitenstation auf Spitzbergen, und die eingeleiteten Ermittlungen ergeben, dass russische Nachrichtendienste involviert waren. Vor diesem Hintergrund treten die Delegierten der 32 simulierten NATO-Mitgliedsstaaten über vier Tage hinweg immer wieder zusammen, um Antworten auf die Krise zu entwickeln, natürlich immer nach Rücksprache mit ihren jeweiligen Regierungen. „Der Anspruch an unsere eigene Arbeit ist es, den Teilnehmenden so viel Realismus wie möglich zu bieten und gleichzeitig die Beschränkungen von Simulationen zu beachten“, sagt Ponfick. Möglich macht dies das über 25 Studierende zählende Team von Model NATO Germany, das vollständig ehrenamtlich arbeitet und die Simulation über zehn Monate hinweg vorbereitet hat.
Enormes Interesse aus aller Welt
Die gesamte Veranstaltung wird wegen der internationalen Beteiligung durchgehend in englischer Sprache durchgeführt. Die weiteste Anreise hatten Teilnehmende aus Kanada, Indonesien und Australien. Während der Tagung gibt es immer wieder Input von Expertinnen und Experten, darunter zum Auftakt die frühere NATO-Vizedirektorin für Defence and Security Cooperation, Dr. Gerlinde Niehus und der Präsident der BAKS, Generalmajor Wolf-Jürgen Stahl. Darüber hinaus bietet Model NATO Germany ein Rahmenprogramm in Berlin an, zu dem eine Podiumsdiskussion über die NATO in der Konrad-Adenauer-Stiftung zählt und ein Security Dialogue, der die Möglichkeit bot, sich über Karrieremöglichkeiten in Behörden und internationalen Organisationen zu informieren.
Mit dem heutigen Abschluss der Simulation stellen alle Komitees und Delegationen der 32 Mitgliedsstaaten ihre erarbeiteten Handlungsempfehlungen vor. „Das Interesse an dieser Veranstaltung ist mittlerweile enorm“, freut sich Jonathan Ponfick. „Wir hatten über 260 Bewerbungen aus aller Welt. Auch über das NATO-Bündnisgebiet hinaus ist das Interesse an der Allianz Funktion ungebrochen. Die Teilnehmenden jedenfalls sind jetzt bereit, auf Krisen zu reagieren, die hoffentlich nie eintreten werden, und können ihr gewonnenes Wissen in Ihrer Heimat sowie ihrem weiteren Werdegang einbringen", so sein Fazit.
Autoren: Andreas Beu, Sebastian Nieke