Das Terrorregime Islamischer Staat (IS) hat die Sicherheitslage im Nahen Osten noch einmal deutlich verschärft. Grund genug für das Seminar für Sicherheitspolitik der BAKS sich mit dem Thema zu beschäftigen. In verschiedenen Gesprächsrunden mit Experten wurde deutlich, dass der IS zugleich Produkt und Gegenentwurf zu vielfach gescheiterter Staatlichkeit im Nahen Osten, aber auch in Nordafrika ist. So liegt es nahe, dass die Erstarkung des IS auch nicht zufällig in den gescheiterten Staaten Syrien und vor allem dem Irak und eben nicht in vergleichsweise stabilen Systemen wie Jordanien oder Saudi-Arabien erfolgt ist. Im Irak wurde nach dem Krieg weder ein religiöser Ausgleich zwischen Sunniten und Schiiten noch eine "nationalstaatliche" Identität mit erträglichen wirtschaftlichen Bedingungen erreicht.
So ist der IS nach Diskussionsstand im Studienseminar eine weitere Eskalationsstufe in genau diesem religiösen Konflikt, die allerdings in ihrer Konsequenz auch auf die ihn tragenden sunnitischen Kräfte abschreckend wirken könnte. Allerdings ist der Blick auf IS als bloße Terrororganisation eindeutig zu kurz. Denn verfolgt die augenscheinliche Absicht, staatliche Strukturen in seinem Sinne aufzubauen.
In diesem Zusammenhang ist dann nach Erkenntnissen des Seminars für Sicherheitspolitik auch die Ausrufung des Kalifats zu sehen. Das Kalifat bietet eine Legitimation von und für Staatlichkeit, die jedenfalls in der Region verstanden wird und gleichzeitig Bedrohung für die säkularen wie religiös-monarchistischen Nachbarsaaten ist.
Doch auch der IS ist weder alternativ- noch konkurrenzlos. Zum einen steht er in zunehmendem Konflikt zu Al-Quaida, zum anderen sind die kurdischen Kräfte in der Region in heftiger Gegenwehr.
Zusammenfassend wurde im Seminar diskutiert, dass der IS eine weitere Gefahr für die fragilen Staaten der Region bedeute, gerade wegen seines Anspruchs auf Staatlichkeit. Seine enorme Brutalität wird allerdings ein Akzeptanzproblem bedeuten.
Autor: Seminar für Sicherheitspolitik