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Vor Reise ins Baltikum: Jugendoffiziere bilden sich an der BAKS weiter

Montag, 17. September 2018

Gemeinsam mit dem Zentrum Informationsarbeit der Bundeswehr bereitete die BAKS eine Gruppe Jugendoffiziere auf ihre Reise ins Baltikum vor.

Eine Karte zeigt eine Übersicht der truppenstellenden Staaten für die NATO Enhanced Forward Presence in Polen und im Baltikum.

In Deutschland wenig bekannt, aber ein wichtiges Engagement der NATO: Die rotierende Präsenz von NATO-Truppen in Polen und im Baltikum. Grafik: NATO.

Wie lässt sich die wachsende Komplexität internationaler Krisen und Konflikte jungen Menschen in Deutschland vermitteln? Vor dieser Herausforderung stehen die Jugendoffiziere der Bundeswehr, wenn sie als Referenten für Sicherheitspolitik Schulen, Universitäten und Diskussionsveranstaltungen besuchen. Seit Russland 2014 die Krim annektierte, ist für sie ein neues Thema hinzugekommen: die gewandelte Bedrohungssituation in Osteuropa und die Rückversicherung der NATO für ihre osteuropäischen Mitgliedsstaaten wie insbesondere Lettland, Estland, Litauen und Polen.

Um die Jugendoffiziere über neueste sicherheitspolitische Entwicklungen in der Region zu informieren, bot die BAKS gemeinsam mit dem Zentrum Informationsarbeit der Bundeswehr Ende August einen Informationstag mit dem Schwerpunkt Sicherheit in Osteuropa an. Die exklusiv für die Jugendoffiziere durchgeführte Veranstaltung diente den Teilnehmerinnen und Teilnehmern auch als Vorbereitungsschritt für eine Ausbildungsreise nach Osteuropa. Im Zentrum standen eine Vertiefung der sicherheitspolitischen Herausforderungen an der Ostflanke der NATO und der Gewinn von Hintergrundinformationen von Erfahrungsträgern vor Ort. Thema war dabei auch, wie das gewonnene Wissen insbesondere an Schulen einer jungen und weitestgehend frei von internationalen Konflikten aufgewachsenen Zielgruppe vermittelt werden kann, um sie für die Bedrohungswahrnehmungen der osteuropäischen Partnerländer zu sensibilisieren.

Sicherheitspolitische Herausforderungen im Baltikum

Ein Mann in Uniform steht vor einer Gruppe junger Menschen an einem Tisch.

Jugendoffiziere informieren junge Menschen über Sicherheitspolitik - in Schulen, an Universitäten oder wie hier bei der Studierendenkonferenz der BAKS. Foto: BAKS/Krüger.

An der BAKS diskutierten Jugendoffiziere mit mehreren hochrangigen Offizieren und Wissenschaftlern. Im Zentrum stand die Frage, wie Russland seine geostrategischen Interessen im Baltikum verfolgt und ob es seinen zuletzt aggressiven Kurs fortführen wird. Diskutiert wurden insbesondere die Energiesicherheit, die Rolle des Baltikums als Transitraum für die russische Wirtschaft, unterschiedliche Interpretationen der Geschichte des 20. Jahrhunderts und die Situation der russischsprachigen Bevölkerungsgruppen in den baltischen Staaten.

Dabei kam insbesondere die Frage nach der Empfänglichkeit russischsprachiger Minderheiten für etwaige russische Destabilisierungsmaßnahmen auf. Fachexperten sind sich hier uneinig. Denn das Verhältnis der russischsprachigen Minderheiten zum jeweiligen Heimatstaat ist keineswegs homogen. Am Beispiel von Estland wurde erläutert, dass erstens weder eine eindeutige „russlandfeindliche“ noch „russlandfreundliche“ Haltung festzustellen sei. Zweitens gebe es einen geringen Anteil „russischsprachiger estnischer Patrioten“ und drittens gebe es eine Gruppe, die sowohl gegenüber der russischen als auch der estnischen Politik kritisch eingestellt sei.

Komplexität vermitteln

Ein getarnter Panzer fährt durch den Wald.

Deuschland beteiligt sich mit Kampftruppen an der NATO Enhanced Forward Presence in Litauen - hier bei der Vorbereitung in Deutschland.
Foto: Bundeswehr/Neumann.

Die Bedrohungswahrnehmung der baltischen Staaten gegenüber Russland schließt aber nicht nur die Ausübung russischer Soft Power, sondern immer auch Worst-Case-Szenarien militärischer Aggression mit ein. Kernforderung der baltischen Staaten sind daher nach wie vor die nach Bündnissolidarität und nach einer effektiven Abschreckung durch die NATO. Die im Rahmen der Enhanced Forward Presence (deutsch etwa: Verstärkte Vornepräsenz) in die baltischen Staaten und nach Polen verlegten NATO-Truppen sind ein entscheidender Teil dieser Strategie. Zugleich betont die NATO stets die Offenheit für den Dialog mit Russland.

Am Ende der Veranstaltung stand fest: Verschiedene Konfliktlinien, die sich mitunter auch überschneiden, führen dazu, dass die baltischen Staaten Russland weiterhin als eine Bedrohung wahrnehmen. Die Beziehungen des Baltikums zu Russland bleiben kompliziert und spannungsgeladen. Die NATO hat ihr sicherheitspolitisches Engagement in der Region erhöht – gleichzeitig bleiben aber offene Flanken bestehen. Die teilnehmenden Jugendoffiziere der Bundeswehr stehen nun vor der Aufgabe, die Aktualität und Brisanz dieses sicherheits- und verteidigungspolitischen Themas einer breiteren Öffentlichkeit zu vermitteln.

Autoren: Redaktion